Der Schnee unter ihren Stiefeln knirschte leise, während Mia und Ben durch den verschneiten Wald wanderten. Der sich hinter dem Dorf das sie gerade verlassen hatten erstreckte. Der Winter hatte alles in eine glitzernde Decke gehüllt, und die Luft war still bis auf das leise Knistern der Äste, die unter dem Gewicht des Schnees nachgaben. Sie erreichten eine Waldlichtung die wirkte wie ein Stern. In alle Richtungen führten Wege weiter, wie die Strahlen eines Sterns oder einer Sonne.
Mia blieb stehen und sah sich um. „ohh, wohin den jetzt?“
Ben hielt inne und zog den Kompass hervor.
Der Kompass des Einsiedlers, den er sorgfältig in seiner Tasche verstaut hatte, war ihnen ein vertrauter Begleiter geworden. Seine Nadel schien nicht nur die Richtung zu weisen, sondern auch den Fokus auf das, was ihnen wirklich wichtig war. So konnten sie sicher sein, das der Weg den er ihnen wies auch mit ihren Zielen, Wünschen und Ihrer Bestimmung überein stimmte.
Mia pustete in ihre Hände und stampfte mit den Füßen, um sich warm zu halten. „Er ist unglaublich. Es ist fast so, als würde er genau wissen, was wir brauchen.“
Doch in diesem Moment raschelte es im Gebüsch, und ein rotes Leuchten blitzte zwischen den Bäumen auf. Ein Fuchs huschte hervor, seine Augen glitzerten wie Bernstein. Bevor Mia reagieren konnte, schnappte das Tier nach dem Kompass in Bens Hand und verschwand in den verschneiten Wald.
„Hey! Komm zurück!“ rief Mia, ihre Stimme hallte zwischen den Bäumen wider.
Sie stürzte los, der Fuchs war kaum mehr als ein roter Schimmer in der weißen Winterlandschaft. Ben folgte ihr, rutschend und keuchend. „Mia, pass auf! Es ist glatt!“
Der Fuchs führte sie durch den verschneiten Wald, über vereiste Wurzeln und durch glitzernde Lichtungen. Trotz des knietiefen Schnees schien er mühelos voranzukommen, während Mia und Ben Mühe hatten, Schritt zu halten.
„Er ist zu schnell!“ rief Ben, außer Atem. „Wir können ihn nicht einholen, es muss eine andere Lösung geben!“ Mia blieb keuchend stehen, der Frost stach in ihre Lungen. „Wir dürfen nicht aufgeben. Der Kompass … wir brauchen ihn.“
Doch Ben schüttelte den Kopf. „Vielleicht sollten wir aufhören, ihn zu jagen. Der Einsiedler hat gesagt, der Kompass zeigt uns, was uns wichtig ist. Aber es liegt an uns, zu entscheiden, wie wir weitermachen.“
Mia sah zu den Bäumen, wo der Fuchs verschwunden war. Sie ballte die Hände zu Fäusten, kämpfte gegen die Verzweiflung an. „Vielleicht hast du recht. Aber … ich kann nicht einfach loslassen.“
Plötzlich erschien der Fuchs wieder, nur wenige Schritte entfernt, mit dem Kompass im Maul. Er sah sie an, seine Augen schienen zu sagen: Folgt mir. Dann wandte er sich um und lief los, diesmal langsamer, so dass sie ihm folgen konnten.
Als Mia und Ben den Fuchs schließlich am Fuß eines felsigen Hügels einholten, hielt er inne. Der Schnee unter ihm glitzerte wie ein Teppich aus tausend Sternen, und seine bernsteinfarbenen Augen schimmerten im Licht des Winters. Er legte den Kompass vorsichtig in den Schnee und scharrte mit den Pfoten, als wolle er sie auf etwas hinweisen.
Mia bückte sich, um den Kompass aufzuheben, doch Ben hielt sie zurück. „Warte, schau.“
Zwischen den Bäumen, direkt vor ihnen, tauchte ein kleiner See auf, Die Oberfläche war mit glasklarem Eis überzogen, und darunter funkelten Steine in allen Farben. Sie waren in einem wunderschönen Herzförmigen Muster angelegt das durch das Eis hindurchstrahlte.
„Was … was bedeutet das?“ flüsterte Mia, während sie den Fuchs beobachtete, der jetzt ruhig neben dem See saß.
Ben kniff die Augen zusammen. „Vielleicht will er uns zeigen, dass der Weg nicht immer geradeaus führt. Manchmal müssen wir innehalten und tiefer schauen – wie unter das Eis hier.“
Mia betrachtete den Kompass, den sie aufgehoben hatte und der in ihrer Hand wieder ruhig geworden war. „Er hat uns hierhergebracht, um uns zu zeigen, dass der Kompass nur ein Werkzeug ist. Der wahre Weg zeigt sich, wenn wir aufmerksam sind.“
Der Fuchs erhob sich, wandte sich noch einmal zu ihnen um und lief dann davon, in die verschneite Wildnis.
Mia und Ben standen da, den See vor sich. „Vielleicht ist das sein Geschenk,“ sagte Mia. „Zu erkennen, dass wir mehr haben, als wir dachten. Den Kompass, ja, aber auch unsere Augen, unser Herz und die Zeichen um uns herum.“
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