Der Morgen begann still. Eine dicke Wolkendecke spannte sich über das kleine Dorf am Waldrand, und die ersten Schneeflocken wirbelten leise durch die Luft. Ben drückte seine Nase an die beschlagene Fensterscheibe und spähte hinaus. Das Licht der Straßenlaternen spiegelte sich in dem tanzenden Weiß, das wie von Zauberhand die Welt in etwas Neues verwandelte.
„Mia! Es schneit!“, rief er laut und stürmte die Treppe hinunter. Im Flur griff er sich seine alte Wollmütze und die klobigen Winterstiefel, während seine Schwester Mia in ihrem bunten Schal auftauchte.
„Es ist perfekt!“, sagte Mia, ihre Augen funkelten. „Lass uns rausgehen, bevor der Schnee liegen bleibt.“
Kaum hatten sie die Tür geöffnet, umfing sie die kalte, klare Luft. Der Schnee knirschte unter ihren Füßen, während sie über die stillen Straßen liefen. Die Welt schien wie eingefroren – kein Auto, kein Mensch, nur sie beide und die endlosen weißen Flocken, die vom Himmel fielen. Es war ein Moment voller Magie.
„Weißt du, was ich glaube?“ fragte Mia, während sie eine Handvoll Schnee aufhob und ihn prüfend ansah. „Schnee ist wie eine neue Chance. Alles sieht anders aus, als ob die Welt uns einlädt, etwas Neues zu beginnen.“
Ben sah sie skeptisch an. „Etwas Neues? Wie was?“
Mia zuckte die Schultern. „Vielleicht ein Abenteuer. Oder etwas, das wir noch nie gemacht haben.“
Ben grinste. „Ein Abenteuer? Und wohin soll das führen?“
Doch bevor Mia antworten konnte, geschah etwas Seltsames. Eine besonders große Schneeflocke landete direkt auf Bens Nase. Sie war anders – heller, größer, fast leuchtend. Er blinzelte überrascht und sah Mia an, die ebenfalls fasziniert war.
„Hast du das gesehen?“ flüsterte Ben.
Mia nickte. „Es ist fast so, als würde uns der Schnee etwas sagen wollen.“
Ben lachte. „Das ist verrückt. Schnee spricht nicht.“
Aber tief in seinem Inneren fühlte er etwas, das er nicht in Worte fassen konnte – eine Ahnung, dass dieser Wintertag anders war als alle zuvor.
Sie liefen weiter bis zur alten Dorflinde, wo die Wege sich teilten. Hier standen sie oft, wenn sie Pläne schmiedeten. Doch heute war es anders. Unter dem Schnee entdeckten sie etwas: Eine kleine, eingravierte Markierung im Holz der Bank. Es war ein Symbol, das sie nie zuvor bemerkt hatten – ein Stern, umrahmt von zwei Pfeilen, die in entgegengesetzte Richtungen zeigten.
„Das war doch vorher noch nicht da, oder?“ fragte Ben verwundert.
Mia schüttelte den Kopf. „Nein. Vielleicht ist es eine Spur.“
„Eine Spur wohin?“ Ben war skeptisch, doch in seinem Inneren begann etwas zu kribbeln.
Mia lächelte breit. „Das finden wir heraus. Vielleicht führt es uns zu unserem Abenteuer.“
Die beiden schauten sich an. Obwohl sie es nicht laut aussprachen, wussten sie, dass dieser Wintertag der Beginn von etwas war, das ihr Leben verändern könnte.
„Komm“, sagte Mia schließlich. „Wir gehen unseren Weg – wohin er auch führen mag.“
Und so begannen Ben und Mia, dem ersten Schnee zu folgen, ohne zu wissen, dass dies der erste Schritt auf einer Reise war, die größer und wundervoller sein würde, als sie es sich je hätten vorstellen können.
– Kreatoren: TEAM von PusteBirke.ch –