Adventsgeschichte 15: Der Einsiedler und der Kompass des Herzens

Die Kinder stapften durch den verschneiten Wald, als sie plötzlich zwischen den Bäumen ein schwaches, flackerndes Licht entdeckten.

„Siehst du das?“ fragte Ben.

Mia nickte. “ Lass uns nachschauen, was das ist.“

Als sie dem Licht folgten, öffnete sich der dichte Wald zu einer kleinen Lichtung, auf der eine alte Hütte stand. Rauch stieg aus dem Schornstein, und vor der Tür lag gestapeltes Holz. Die Kinder näherten sich vorsichtig und klopften an die Tür.

Nach einem Moment öffnete ein alter Mann. Sein Gesicht war von tiefen Falten durchzogen, seine Augen jedoch funkelten lebendig. „Wer klopft denn da an meine Tür?“ fragte er, doch seine Stimme war freundlich.

„Wir sind auf einer Reise“, erklärte Mia. „Wir suchen Sterne, die befreit werden müssen.“

Der Mann runzelte die Stirn, öffnete die Tür jedoch weiter. „Dann kommt herein. Es ist kalt draußen.“

Drinnen knisterte ein Feuer im Kamin, und die Wände der Hütte waren mit Regalen voller Bücher und seltsamer Objekte bedeckt. Der Einsiedler bot ihnen heißen Tee an, und während sie sich aufwärmten, erzählten sie ihm von ihrer Reise: von der Lichtkugel, den Sternen und den Herausforderungen, die sie überwunden hatten.

Der alte Mann nickte nachdenklich. „Eure Geschichte erinnert mich an eine Reise, die ich einst antreten wollte“, sagte er leise. „Ich hatte auch eine Lichtkugel und einen Weg vor mir. Aber ich bin ihn nie zu Ende gegangen.“

Ben sah ihn überrascht an. „Warum nicht?“

„Ich hatte Angst“, antwortete der Mann. „Die Dunkelheit, die Hindernisse, die Zweifel – sie wurden zu stark. Ich dachte, ich sei nicht mutig genug. Also blieb ich hier.“

Er blickte ins Feuer, seine Stimme voller Bedauern. „Seitdem beobachte ich den Himmel und frage mich, wie viele Sterne ich hätte retten können.“

Mia und Ben schwiegen, bis der Mann plötzlich aufstand und zu einem Regal ging. Er nahm einen kleinen Kompass hervor, dessen Nadel in sanften Farben leuchtete.

„Ich möchte euch etwas geben, das mir vielleicht geholfen hätte“, sagte er. „Dieser Kompass zeigt nicht nach Norden, sondern auf das, was euch wirklich wichtig ist – euren Herzens Wunsch, was Euch ausmacht. Er wird euch helfen, Euren Weg zu finden, wenn ihr ihn verliert.“

Ben nahm den Kompass ehrfürchtig entgegen, während Mia fasziniert die schimmernde Nadel betrachtete, die sich langsam in Richtung der Lichtkugel drehte.

Der Einsiedler lud die Kinder ein, bis zum nächsten Tag bei ihm zu rasten. Ben und Mia willigten dankbar ein und machten es sich am Feuer gemütlich. Später assen sie den besten Eintopf ihres Lebens. Noch lange sassen sie zusammen und lauschten den spannenden Geschichten des Einsiedlers.

Am nächsten Morgen verabschiedeten sich Ben und Mia von dem Mann. Er hatte sie grosszügig mit Proviant versorgt. Ben spürte gut verstaut in einem Beutel in seiner Tasche den Kompass, den der Einsiedler ihnen geschenkt hatte. Mit seiner Hilfe werden sie sich immer wieder erinnern was ihnen wirklich wichtig war und ihren Weg danach ausrichten können.

Sie waren schon ein Stück gegangen. Da hielt Mia inne.

„Ben, siehst du das dort vorne?“

Zwischen den hohen Bäumen schimmerte ein schwaches Licht. Sie rannten näher und entdeckten, dass der Lichtschein von einem Stern kam, der in einem massiven Eisblock eingeschlossen war. Die frostige Oberfläche reflektierte die Morgensonne, doch als Mia mit der Hand darüber strich, spürte sie die Kälte, die bis in ihr Innerstes drang.

Im Zentrum des Blocks schimmerte der Stern, golden und pulsierend.

“oh, das sieht ja schön aus, wie ein Kristallblock, aber wie sollen wir den Stern da raus bekommen?” Ben umrundete prüfend den Eisblock, doch er war massiv und es schien kein ran kommen an den Stern zu geben. “wir müssen ihn irgendwie zerschlagen”. Ben hob einen Stein vom Boden. “Nein! Nicht!” rief Mia. Sie stand vor dem schimmernden Eisblock, hin- und hergerissen. Das Licht der Sonne brach sich in den glatten Facetten, warf regenbogenfarbene Strahlen in alle Richtungen und verwandelte den Winterwald in einen leuchtenden Traum. Doch im Inneren des Blocks pulsierte ein Stern – lebendig, warm, und voller Hoffnung, die sie nicht ignorieren konnte. “Warte, Ben. Ich weiss wir müssen den Stern befreien aber etwas zu zerbrechen, selbst für einen guten Zweck fühlt sich falsch an. Was sollen wir tun?” Ben zogen den Kompass, des Einsiedlers aus seiner Tasche. Er reichte ihn Mia. kaum hatte Sie den Kompass in der Hand, drehte sich die Nadel wie wild im Kreis. “Schau, er hat auch keine Ahnung.” sagte Mia enttäuscht. “Gib ihm Zeit.” Ben wirkte ruhig und gefasst, das half Mia sehr. Sie umschloss den Kompass, dessen Nadel rastlos kreisend ihre Zerrissenheit spiegelte, mit beiden Händen.

„Warum kann es nicht beides geben?“ Es war nicht nur der Stern oder das Eis. Es war das, was sie selbst suchte. Sie hatte diese Reise unternommen, um etwas zu schaffen, das bedeutend war, um zu beweisen, dass in ihr mehr steckte, als die Welt sehen konnte. Sie wollte doch helfen und nicht zerstören.

Ihre Gedanken wogen schwer, aber tief in ihrem Inneren spürte sie eine Wahrheit, die größer war als ihr Zögern. Schönheit war vergänglich. Der Stern jedoch … war lebendig. Er trug das Potenzial für etwas Größeres in sich – vielleicht ein neues Leuchten am Nachthimmel, ein Licht, das andere für Jahrhunderte inspirieren würde.

„Manchmal,“ sagte sie leise zu sich selbst, „muss man eine Sache opfern, um etwas Größeres zu bewahren.“

„Schönheit ist vergänglich,“ flüsterte sie. Ihre Finger schlossen sich um den alten Kompass, dessen Nadel sich langsam beruhigte. Der Eisblock war ein Meisterwerk der Natur, ein Stück Ewigkeit in seiner Perfektion. Doch was zählte mehr: die kalte Schönheit oder das lebendige Licht?

Mia atmete tief durch und legte den Kompass auf die glatte Oberfläche. Für einen Moment geschah nichts. Dann glitt der Kompass sacht über die Oberfläche des Eisblocks und blieb genau über dem Herzen des Sterns stehen. Eine feine Vibration durchlief das Eis, leise und zart erklang ein Ton, wie das klingen von hellen Glöckchen, und plötzlich begann der Block sich mühelos zu teilen. Ohne Gewalt, ohne Zerstörung brach er in zahllose Stücke auseinander.

Der Stern schwebte frei, sein Leuchten hell und warm, als würde er Mias Entscheidung feiern. Die Eisstücke, verstreut auf dem Waldboden, fingen sein Licht ein und reflektierten es in Tausenden von Regenbögen. Der Wald verwandelte sich in ein Kaleidoskop aus Farben, ein Tanz aus Licht und Eis, das jeden Atemzug raubte.

Mia ließ ihren Blick über das glitzernde Spektakel wandern. Der Eisblock war nicht mehr, doch das, was an seiner Stelle entstanden war, war noch schöner – ein Werk, das sie durch ihre klare Entscheidung erschaffen hatte.

Sie fühlte, wie eine innere Ruhe sie durchströmte. Ihre Wahl, Leben über das Festhalten an Vergänglichem zu stellen, hatte nicht nur den Stern befreit, sondern etwas Neues, Strahlendes hervorgebracht. Sie spürte die Kraft und das Potential ihrer eigenen Entschlossenheit ganz deutlich – und es fühlte sich an, als könnte sie alles erreichen.

Sie reichte Ben den Kompass und sagte ;” wie gut, dass Ich Euch beide habe. Ben lächelte zufrieden und lies den Kompass in seine Tasche gleiten.

– Kreatoren: TEAM von PusteBirke.ch –

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