Die Kinder hatten den Wald hinter sich gelassen und wanderten nun über eine weite, schneebedeckte Ebene. Der Himmel war grau, und der Wind pfiff kalt um ihre Gesichter. Der Weg, den sie verfolgten, war schmal und zog sich wie ein dunkler Faden durch das blendend weiße Schneefeld.
„Es fühlt sich an, als würden wir nirgendwo ankommen“, sagte Ben und zog seinen Schal fester um den Hals.
Mia nickte. Die Kugel in ihrer Hand leuchtete schwach, als ob sie selbst unsicher war, wohin sie sie führen sollte. „Vielleicht sind wir zu weit von der Kugel im Inneren entfernt“, dachte sie laut und versuchte, das warme Licht in sich wieder zu spüren.
„Dein inneres Licht?“ fragte Ben.
„Ja“, antwortete Mia. „Es hat sich so gut angefühlt im Wald. Vielleicht brauchen wir es jetzt wieder.“
Doch bevor Mia sich auf ihr Inneres konzentrieren konnte, veränderte sich der Wind, er wurde immer stärker und peitschte die Schneeflocken in ihre Gesichter.
„Sieh nur?“ rief Ben. „Das Licht der Kugel! Es wird dunkler!“
Die Kugel in Mias Hand begann schwächer zu leuchten, und es wurde immer Kälter, sie musste die Kugel in die Tasche stecken um zu verhindern, dass der Sturm sie ihr aus der Hand riss.
Sie schloss die Augen und suchte das innere Licht, von dem die Fee gesprochen hatte. Doch die Dunkelheit schien sich auch in ihr auszubreiten, und es fiel ihr schwer, den warmen Funken in sich zu finden.
Der Wind heulte immer lauter Ben musste schreien um von Mia gehört zu werden. „Wir müssen Schutz suchen, Mia!“
Doch Mia schüttelte den Kopf. „Nein, ich glaube, das ist eine andere Prüfung. Weglaufen hilft nicht. Wir müssen uns dem stellen.“
„Stellen? Wie denn?“ fragte Ben verzweifelt.
Mia atmete tief durch. „Indem wir unser Licht finden – das Licht in uns. Wenn wir es stark genug machen, kann uns der Sturm nicht schaden.“
Ben blickte sie an, unsicher, ob sie recht hatte. Aber etwas in ihrer Stimme ließ ihn innehalten. Er nickte langsam. „Okay, ich vertraue dir. Aber wie?“
Mia schloss die Augen. Sie dachte an die Wärme, die sie im Wald gespürt hatte, an den kleinen Funken, der sich wie ein Sonnenaufgang in ihrem Herzen ausgebreitet hatte. Sie stellte sich vor, wie das Licht in ihr wuchs, heller und stärker wurde. Es sank sacht wie eine Feder bis in Ihren Bauch, dort verdichtete es sich und begann sich auszudehnen, pulsierend und in Wellen, ähnlich, wie wenn ein Stein in einen ruhigen See geworfen würde und sich die Wellen ausbreiten.
Ben tat es ihr nach. Er konzentrierte sich auf sein eigenes Licht, auch wenn es ihm schwerfiel. Er erinnerte sich daran, wie die Fee gesagt hatte, dass es immer in ihnen war. „Ich bin stärker, als ich denke“, flüsterte er.
Sie hielten sich an beiden Händen und schlossen die Augen, der Wind heulte um sie herum und zerrte an ihren Kapuzen. Das tosende, tobende Brausen des Windes verschluckte sie fast. Doch sie standen fest und die Ruhe aus ihrer Mitte begann sich aus zu breiten.
Beide spürten die Wärme, die aus ihrem Innern aufstieg. Es war wie ein Leuchten, das sich ausbreitete, stärker wurde und die Wilden Flocken und den Wind um sie herum langsam zu beruhigen schien.
Mia öffnete die Augen und sah, dass nicht nur die Kugel in ihrer Tasche, sondern auch ihre eigene Mitte leuchtete – das innere Licht war sichtbar geworden. Es war nicht greifbar, aber es war da, ein sanftes, goldenes Strahlen, das den Sturm besänftigte.
„Sieh nur, Ben!“ rief sie.
Es war als stünden sie in einer Lichtkugel, die grösser und grösser wurde. Es wurde ruhiger und friedlicher, bald hatte sich der Wind gelegt und kleine zarte Schneeflocken schwebten ganz fein vom Himmel.
„Wir haben es geschafft!“ sagte Ben und grinste. „Ich habe es wirklich gespürt. Es war wie ein kleines Feuer in mir.“ Mia drückte Ben an sich.” Ja, so ging es mir auch”.
Der Weg vor ihnen war klar. Und nicht weit von ihnen entfernt entdeckten sie einen grossen Schneehaufen. Sie beschlossen sich daraus eine kleine Höhle zu bauen um ausgiebig zu ruhen. Die wohlige Wärme breitete sich in ihnen aus und sie schliefen tief und fest.
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