Adventsgeschichte 11: Das Lied vom inneren Licht

Nach ihrer Überquerung des Flusses führte der Pfad Mia und Ben in einen dichten, stillen Wald. Die Bäume waren hoch und uralt, mit Ästen, die wie ein Dach den Himmel verdeckten. Der Schnee lag hier nur dünn auf dem Boden, und das Licht der Kugel in Mias Hand schien noch heller in der Dunkelheit des Waldes.

„Hier ist es so still“, flüsterte Ben. Seine Stimme schien von den Bäumen verschluckt zu werden. Es gab kein Rascheln, kein Vogelzwitschern, nur eine allumfassende, fast drückende Stille.

„Es fühlt sich an, als würde der Wald uns beobachten“, antwortete Mia und sah sich um. Ihr Blick wanderte zu den Schatten zwischen den Bäumen, die sich zu bewegen schienen, obwohl kein Wind die Äste berührte. „Bleib nah bei mir.“

Nach einer Weile bemerkten sie, dass der Weg sich zu verlieren schien. Die Kugel in Mias Hand leuchtete, doch der Pfad wurde immer undeutlicher, als ob er im Schnee verschwand. Ben trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. „Was, wenn wir uns verlaufen haben? Vielleicht hätten wir am Fluss bleiben sollen.“

Mia biss sich auf die Lippe. „Die Kugel hat uns immer geführt. Wir müssen darauf vertrauen, dass sie uns weiterhilft.“ Doch in ihrem Herzen spürte sie Zweifel. Was, wenn Ben recht hatte?

Plötzlich hörten sie einen Ton. Es war eine sanfte, klare Melodie, die wie ein Windhauch durch die Bäume wehte. Mia und Ben sahen sich an. „Hörst du das?“ fragte Ben leise.

„Ja“, antwortete Mia. „Es klingt wie… Musik.“

Die Melodie wurde lauter, während sie vorsichtig weitergingen. Es war ein Lied ohne Worte, aber es war voller Wärme und Trost. Es fühlte sich an, als würde es direkt zu ihren Herzen sprechen und ihre Ängste vertreiben. Die Bäume um sie herum schienen sich mit der Musik zu bewegen, ihre Äste neigten sich sanft, als ob sie den Klang begrüßten.

„Woher kommt das?“ fragte Ben, als die Musik klarer wurde. Die Kugel in Mias Hand begann plötzlich heller zu leuchten, als würde sie auf etwas reagieren. Mia folgte dem Licht, das jetzt einen klaren Strahl vorauswarf.

Sie erreichten eine Lichtung, in deren Mitte ein riesiger Baum stand. Seine Rinde glitzerte wie mit Sternenstaub bedeckt, und in seinen Ästen schimmerten kleine, leuchtende Wesen – winzige Feen, die tanzten und auf Instrumenten spielten, die wie aus Licht bestanden.

Ben hielt den Atem an. „Das ist unfassbar schön.“

Eine der Feen schwebte herab und blieb vor den Kindern in der Luft stehen. Ihre Stimme klang wie ein Windhauch: „Warum seid ihr hier, Kinder? Was sucht ihr in diesem Wald?“

Mia trat vor und hielt die Kugel hoch. „Wir suchen den Weg, der uns zu unserem Ziel führt. Die Kugel hat uns bis hierher gebracht, aber wir wissen nicht, wie es weitergeht.“

Die kleine Gestalt betrachtete die Kugel und nickte. „Das Licht, das ihr tragt, ist stark. Doch es gibt noch ein anderes Licht. Es liegt in euch selbst. Der Wald hat euch hier hergeführt, damit ihr nicht nur das äußere Licht, sondern auch das innere Licht in euch entdeckt.“

„Unser inneres Licht?“ fragte Ben verwundert.

Die Fee lächelte. „Ja. Es ist wie die Kugel, die ihr tragt, aber es gehört nur euch. Es leuchtet immer in euch – besonders in Momenten, in denen ihr glaubt, verloren zu sein. Schließt die Augen und lauscht. Ihr werdet es finden.“

Mia und Ben sahen sich an, dann schlossen sie die Augen. Zuerst spürten sie nur die Stille, doch dann wurde es warm in ihnen. Es war ein Gefühl, das sie beide kannten – ein Gefühl von Zuversicht und innerer Stärke, wie ein kleiner Funke, der plötzlich heller wurde. Mia konnte in ihrer Vorstellung ein goldenes Licht in sich sehen, ruhig und strahlend.

Ben öffnete die Augen und sah Mia an. „Ich… ich hab’s gesehen. Es leuchtet in meinem Bauch, wie die Kugel, aber es kommt aus mir heraus!“

„Genau das“, sagte die Fee. „Dieses Licht wird euch leiten, wenn die Kugel einmal nicht für euch scheinen kann. Es ist immer da, und ihr könnt üben, es zu spüren.“

Mia lächelte, ihre Zweifel waren verschwunden. „Wir haben unser Licht gefunden. Aber wie folgen wir ihm?“

„Vertraut euch selbst“, sagte die Fee. „Die Kugel und euer inneres Licht gehören zusammen. Wenn ihr je an euch zweifelt, erinnert euch daran: Ihr habt alles, was ihr braucht, bereits in euch.“

Die Feen setzten ihre Musik fort, und Mia spürte, wie sich das innere Licht in ihr mit dem äußeren Licht der Kugel verband. Als sie die Lichtung verließen, war der Weg wieder klar und der Wald weniger bedrohlich.

„Das war magisch“, sagte Ben, als sie weitergingen. „Ich wusste nicht, dass ich so etwas in mir trage.“

„Ich auch nicht“, sagte Mia, ihre Stimme ruhig und voller Zuversicht. „Aber jetzt weiß ich, dass wir es immer spüren können, wenn wir auf unser Inneres hören.” Das äußere Licht der Kugel strahlte vor ihnen und das innere Licht erfüllte ihren Körper. Sie wussten, dass sie sich selbst vertrauen konnten – egal, welche Herausforderungen noch vor ihnen lagen.

– Kreatoren: TEAM von PusteBirke.ch –

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