Adventsgeschichte 22: Der Ort der Erfüllung

Die ersten Strahlen der Morgensonne legten sich sanft über die Felder und tauchten den Pfad, auf dem Mia und Ben gingen, in ein goldgelbes Licht. Sie waren erfrischt, hatten gut geschlafen unter dem funkelnden Sternenhimmel und fühlten eine kribbelige Vorfreude auf ihre Freunde und ihre Familie.

Vor ihnen lag ihr Dorf, still und friedlich, mit den schiefen Dächern der Häuser und den feinen Rauchfäden, die aus den Schornsteinen in den Himmel stiegen. Der vertraute Anblick liess ihre Schritte langsamer werden, während sie alles in sich aufnahmen – und es war, als sähen sie diesen Ort zum ersten Mal.

Die kalte Luft roch nach Erde und Schnee, und die Vögel, die über ihnen sangen, schienen die Freude in ihren Herzen widerzuspiegeln. Mia sah zu Ben hinüber. „Weisst du, es fühlt sich so an, als hätten wir alles, was wir gesucht haben, schon die ganze Zeit bei uns gehabt. Aber ich hätte es nie ohne diese Reise erkannt.“

Ben nickte. „Ich auch nicht. Ich dachte immer, ich müsste irgendwohin, um Mut zu finden. Aber jetzt weiss ich, dass er schon da war – ich musste ihn nur zulassen.“ Er warf einen Blick über seine Schulter auf den Weg, den sie gekommen waren. „Manchmal habe ich das Gefühl, als wären all die Abenteuer nur dazu da gewesen, uns auf uns selbst aufmerksam zu machen.“

Mia lächelte. „Und sie haben uns gezeigt, wie viel wir geben können. Ich möchte den Menschen zeigen, dass sie ihr Licht nicht in der Welt suchen müssen, sondern in sich selbst. Dass es okay ist, so zu sein, wie sie wirklich sind.“ Sie hielt kurz inne und fügte leise hinzu: „Dass Frieden in einem selbst beginnt.“

Ben sah sie an, und seine Stimme klang fest. „Und ich will anderen zeigen, dass sie mutig sein können. Dass sie ihre Träume nicht verstecken müssen. Vielleicht kann ich sie dabei unterstützen, sie zu verwirklichen.“

Während sie weiterschritten, fühlten sie, wie ihre Herzen noch leicht wurden. Die Erinnerungen an ihre Reise schienen in der kalten Morgenluft zu schweben, als Teil von ihnen, nicht als Last oder Suche.

Sie dachten an die ersten Zeichen die sich zeigten, der Stern auf der Bank und die leuchtende Schneeflocke. Wie ihre Grossmutter sagte, die richtigen Wege sind oft die herausforderndsten. Auch ihr eigenes Erleben bestätigte das immer wieder. Oft sind die Wege nicht gerade, manchmal sogar verborgen und sehr oft ganz unerwartet. Sie erinnerten sich daran als der unsichtbare Wächter sie das erste Mal nach Ihrem Warum und Ihren Wüschen fragte und die vielen Herausforderungen, die Mut und Entscheidungen erforderten. Wie sie Stern um Stern befreiten und dabei der Erkenntnis um ihr Innerstes immer näher kamen. Wie Sie das lebendige dem schönen vorzogen und so etwas ganz Neues wunderbares entstand. Ganz deutlich war ihnen das Gefühl präsent, als sie erkannten dass ihre Zweifel nichts anderes als immer mal wiederkehrende Schatten und Nebel waren. Nicht echt. Der Kompass, der sie immer wieder erinnerte, sich auf das Wesentliche auszurichten. Den sie schon fast verloren glaubten, als der Fuchs ihn stahl. Doch dann gewannen sie, durchs loslassen und unter die Oberfläche schauen, die Sicherheit und das Vertrauen in sich und einander zurück. Schliesslich die Entdeckung und Bewusstwerdung ihres inneren Funkens und all seiner Möglichkeiten. Immer klarer wurde die Kraft von Mitgefühl, Freude und von guten Taten. Dies alles zu teilen und so Wärme, Hoffnung und Glück zu verbreiten war ein unfassbar erfüllendes Gefühl. Die Quelle allen Seins blieb ihnen ganz besonders in Erinnerung.

„Und weisst du, was mich am meisten überrascht hat?“ fragte Ben. „Dass sogar die einfachsten Dinge, mehr verändert haben, als ich dachte. Es geht nicht immer nur um grosse Taten.“ Dabei dachte er auch an das einfache Spiel mit dem Stein, dass bei einem Kind im Dorf der Schatten auf Interesse stiess und der Beginn einer umfassenden Veränderung der Dorfgemeinschaft war.

Mia stimmte ihm zu. „Manchmal reicht eine kleine Geste, um etwas Grosses zu bewirken.“

Der Baum kam ihr in den Sinn, der dachte, er sei nichts Wert ohne den Stern, den er fest hielt. Durch einfaches nachfragen ihrerseits, konnte er seine Gründe nennen und es gab eine schöne, einfache, liebevolle Lösung.

“Ich glaube, das möchte ich auch zu Hause tun – zuhören, Interesse zeigen, die kleinen Dinge wertschätzen und teilen.“

Die Sonne war jetzt ganz über den Horizont geklettert und tauchte das Dorf in ein sanftes, klares Licht. Die beiden Kinder standen einen Moment still und betrachteten den Anblick, der ihnen so vertraut und doch so neu erschien. Sie fühlten die Wärme nicht nur in der Landschaft vor ihnen, sondern auch in ihrem Innern.

„Ich glaube, ich verstehe jetzt,“ sagte Mia leise, „dass wir diesen Ort nicht verändert vorfinden müssen. Es reicht, dass wir uns selbst verändert haben. Jetzt können wir die Liebe, die Freude und das Licht, mit nach Hause bringen.“

Ben nickte. „Und damit alles ein kleines bisschen heller machen.“

Als sie die ersten Häuser erreichten, ging die Tür eines Hauses auf, und jemand winkte ihnen zu. Die Stimmen der Menschen in ihrem Dorf, von Freunden und Familie hallten durch die Gassen, und das Geräusch der Glöckchen, die in der Ferne zu hören waren, klangen wie ein leises Willkommen.

Sie gingen die letzten Schritte mit einem Gefühl, das sie in dieser Art noch nicht gekannt hatten – eine Freude, die nicht von aussen kam, sondern tief aus ihnen selbst. Es war ein Gefühl des Ankommens, nicht nur im Dorf, sondern auch in sich selbst. Sie wussten jetzt, dass der wahre Schatz ihrer Reise nicht das war, was sie gefunden hatten, sondern das, was sie geworden waren. Diese Zuversicht und dieser Frieden, den sie in sich trugen, würde sie für immer begleiten.

– Kreatoren: TEAM von PusteBirke.ch –

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen