Adventsgeschichte: 02 Die magische Landkarte

Am nächsten Morgen weckte die Wintersonne das Dorf aus seinem stillen Schlaf. Die Schneeflocken des vergangenen Tages hatten die Landschaft in ein glitzerndes Wunderland verwandelt. Doch Ben und Mia hatten keine Zeit, den Anblick lange zu bewundern. Der Stern auf der Bank ließ ihnen keine Ruhe. Was konnte er bedeuten? War er wirklich eine Spur?

„Wir müssen mehr darüber herausfinden“, sagte Mia entschlossen, während sie ihre Schuhe anzog. Ben nickte, zog aber skeptisch die Stirn in Falten. „Und wie? Wir können ja schlecht jemanden fragen, ob er den Schnee gesehen hat, der uns Zeichen gibt.“

Mia grinste. „Wir fangen in der alten Dorfbibliothek an. Vielleicht gibt es dort Hinweise.“

Die Bibliothek lag am Rand des Dorfes, ein kleiner, unscheinbarer Bau aus Holz, der von einer alten Dame, Frau Lindholm, geführt wurde. Sie war eine bekannte Geschichtenerzählerin, und ihre Regale waren voller Bücher über längst vergessene Zeiten. Mia und Ben mochten sie – auch weil sie immer etwas Geheimnisvolles an sich hatte.

„Was verschlägt euch denn heute hierher, ihr zwei?“, fragte Frau Lindholm mit einem schelmischen Lächeln, als sie hereinkamen und den Schnee von ihren Stiefeln klopften.

„Wir suchen etwas über Sterne und Spuren im Winter“, sagte Mia direkt.

Frau Lindholm hob eine Augenbraue und musterte sie aufmerksam. „Sterne, sagst du? Hm… folgt mir.“

Die alte Dame führte sie zu einem Regal in der hintersten Ecke, wo die Bücher staubiger waren und die Zeitungsseiten knisterten, wenn man sie umblätterte. „Hier gibt es Geschichten und Legenden über das, was ihr sucht. Aber denkt daran: Nicht alles, was ihr findet, wird euch gefallen.“

Mia und Ben schauten sich an, während Frau Lindholm ihnen ein altes Buch mit abgegriffenen Kanten reichte. Auf dem Einband war ein Stern abgebildet, ähnlich wie der auf der Bank. Das Buch hieß „Der Weg der Sterne“.

„Lesen wir“, flüsterte Mia.


Das Buch erzählte von einem geheimnisvollen Weg, der Menschen zu einem Ort der Erfüllung führen sollte. Doch der Weg war verborgen und konnte nur gefunden werden, wenn man bereit war, Mut und Vertrauen zu zeigen. Plötzlich fiel eine gefaltete Karte aus den Seiten des Buches.

„Eine Karte!“, rief Ben, aber leiser, als er den strengen Blick von Frau Lindholm bemerkte. Sie breitete die Karte auf einem Tisch aus, und die beiden Kinder starrten sie an. Sie zeigte das Dorf, den umliegenden Wald und… einen seltsamen, geschwungenen Pfad, der tiefer in die Berge führte. An seinem Ende war ein leuchtender Stern eingezeichnet.

„Das sieht aus wie ein Rätsel“, murmelte Ben. „Warum hat niemand diese Karte bisher gefunden?“

„Weil niemand danach gesucht hat“, meinte Mia und deutete auf einen kleinen Text am Rand der Karte. „Sieh mal, hier steht was: Der Weg beginnt, wenn du dich traust, die erste Spur zu wählen.“

Ben kratzte sich am Kopf. „Das klingt viel zu kompliziert. Vielleicht ist das nur eine alte Geschichte.“

Mia runzelte die Stirn. „Oder ein Abenteuer! Denk an den Stern auf der Bank gestern. Das kann kein Zufall sein.“


Während sie die Karte studierten, schien der Raum um sie herum plötzlich stiller zu werden. Es war, als ob die Zeit für einen Moment innehielt. Mia strich vorsichtig mit den Fingern über die Karte. „Ich glaube, das ist der Anfang. Wir sollten dem Pfad folgen.“

Ben wollte widersprechen, doch etwas in ihm sagte, dass sie es versuchen sollten. Die Vorstellung, etwas Magisches zu entdecken, ließ sein Herz schneller schlagen.

Frau Lindholm kam zurück. „Habt ihr gefunden, was ihr sucht?“ Sie lächelte geheimnisvoll, als sie die Karte in ihren Händen sah.

„Wir… glauben schon“, sagte Mia vorsichtig. „Wissen Sie, was das ist?“

Frau Lindholm zuckte nur mit den Schultern. „Manche Wege muss man selbst gehen, um ihre Bedeutung zu verstehen.“

Die Kinder schauten einander an. Die Worte der alten Frau fühlten sich wie ein stilles Versprechen an. Sie verabschiedeten sich und machten sich auf den Heimweg, die Karte fest in den Händen.

„Was, wenn der Stern auf der Karte uns wirklich irgendwohin führt?“, fragte Ben, als sie durch den Schnee stapften.

Mia blieb stehen und sah ihn an. „Dann finden wir es heraus. Morgen gehen wir los. Das ist unser Abenteuer.“

Und so wurde die magische Karte zum Schlüssel für ihre Reise. Sie ahnten nicht, was sie auf dem Pfad der Sterne erwartete, aber in ihren Herzen wuchs ein Gefühl: Der Weg würde sie verändern – auf eine Weise, die sie sich nicht vorstellen konnten.

– Kreatoren: TEAM von PusteBirke.ch

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